Im zitternden Grau eines Frühlingsmorgens, wenn die Vögel geheimnisvoll in den Bäumen zwitschern, fühlst du da nicht, daß sie mit ihren Freunden von den Blumen sprechen? Das Verständnis für Blumen muß wahrlich im Menschen gleichzeitig mit der Poesie der Liebe entstanden sein. Eine Blume, süß in ihrer Unschuld, duftend in ihrer Stille: können wir das Entfalten einer jungfräulichen Seele besser versinnbildlichen? Der Mensch der Urzeit, der seinem Mädchen das erste Blumengewinde brachte, unterschied sich damit vom Tier. Er wurde Mensch, weil er mehr als nur die eigentlichen Lebensnotwendigkeiten von der Natur forderte. Er trat ins Reich der Kunst ein, als er den feinen Nutzen des Nutzlosen erkannte. Kakuzo Okakura „Das Buch vom Tee“
Foto Clarissa Nill